Unser Untersuchungsgebiet in der Schweiz erstreckt sich von Lausanne bis Morat über Waadtländer und Freiburger Gebiete. Jedes Jahr besuchen Mitglieder unserer Gruppe und Fachleute der Schweizerischen Vogelwarte regelmässig die Nistkästen in dieser Region. Aktuell sind 400 Kästen installiert, und es werden immer mehr. Durch das Anbringen künstlicher Nistgelegenheiten stellen wir den Schleiereulen neue Nistplätze zur Verfügung – eine wichtige Massnahme zum Schutz dieser Art. Ursprünglich nistete die Schleiereule in Baumhöhlen oder Felsspalten. Nach und nach eroberte sie auch menschliche Gebäude, doch Sanierungsmassnahmen machen diese Nistplätze oft für Schleiereulen unzugänglich. Auch der Turmfalke nutzt unsere Nistkästen gern zur Aufzucht seiner Jungen.
Im Laufe der Brutsaison kontrollieren wir regelmässig jeden Nistkasten auf neue Gelege und überwachen anschliessend deren Entwicklung. Auf der Grundlage genetischer Analysen konnten wir einen Stammbaum der Schleiereulenpopulation im Untersuchungsgebiet anlegen, der über mehr als 25 Jahre zurückgeht. Zusätzlich wird jeder Jungvogel mit einem Ring der Schweizerischen Vogelwarte versehen. Mithilfe der eingravierten Nummer lässt sich der Vogel fortan eindeutig identifizieren. Den Ring behält er bis zu seinem Lebensende. Bei der Beringung kontrollieren wir gleichzeitig das Wachstum der Jungvögel und sammeln wichtige Monitoringdaten wie die Anzahl der Eier und der Küken.
Wenn die jungen Eulen mit etwa zwei Monaten das Nest verlassen, besuchen wir den Nistkasten ein letztes Mal. Alle Jungvögel werden vermessen: Schnabel, Flügel, Federn, Gewicht, Färbung usw. Diese Daten gehen nicht nur in unsere Forschung ein, sondern verraten uns auch, wie viele Küken das Erwachsenenalter erreichen. So können wir Stärke und Gesundheitszustand der Population überwachen.